Credit Suisse in der Krise

Die Credit Suisse kämpft mit mehreren Herausforderungen, darunter diverse Skandale und ein gravierender Vertrauensverlust. Die UBS-Übernahme für 3 Milliarden CHF (3,03 Mrd. EUR) und eine 100 Milliarden CHF Liquiditätslinie der SNB, sollen die Bank stabilisieren und retten.

Veröffentlicht am 19.03.2023

Alles über die schweizer Bank Credit Suisse

Die Credit Suisse ist die zweitgrößte Bank in der Schweiz und gehört zu den führenden globalen Finanzdienstleistern. Sie wurde 1856 von Alfred Escher als Schweizerische Kreditanstalt gegründet und hat ihren Hauptsitz in Zürich. Die Credit Suisse (ISIN:US2254011081) bietet eine breite Palette von Finanzdienstleistungen wie Vermögensverwaltung, Investmentbanking, Privatkundenbanking und Versicherungen an.

Die Mitarbeiterzahl der Credit Suisse beträgt etwa 50.000 (Stand: September 2021), die in verschiedenen Ländern und Regionen tätig sind. Die genaue Anzahl der Mitarbeiter kann jedoch variieren, abhängig von den aktuellen Geschäftstätigkeiten und der Unternehmensstrategie.

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Die Bank ist in über 50 Ländern weltweit präsent und verfügt über ein weitreichendes Netzwerk von Filialen, Niederlassungen und Repräsentanzen. Die Bank hat mehrere wichtige Geschäftszentren, darunter in der Schweiz, in New York, London, Hongkong und Singapur. Die genaue Anzahl der Filialen kann sich im Laufe der Zeit ändern, da die Bank ihre Präsenz auf internationaler Ebene anpasst, um den Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht zu werden.


In welchen Finanzdienstleistungsbereichen ist die Bank tätig?

Die Credit Suisse ist eine führende globale Finanzdienstleistungsinstitution, die in verschiedenen Geschäftsbereichen tätig ist. Die Bank ist in zwei Hauptdivisionen unterteilt:

  1. International Wealth Management (IWM): Dieser Geschäftsbereich konzentriert sich auf die Vermögensverwaltung und die Beratung von vermögenden Privatkunden, Familien und Institutionen. Die Bank bietet eine breite Palette von Anlageprodukten und -dienstleistungen sowie maßgeschneiderte Finanzplanungs- und Beratungsdienstleistungen an. Die Einnahmen in diesem Bereich stammen hauptsächlich aus Gebühren für Vermögensverwaltung, Anlageberatung und -verwaltung, Kreditvergabe sowie aus der Erbringung von Finanzplanungsdienstleistungen.
  2. Investment Banking & Capital Markets (IBCM): Die Investmentbanking-Abteilung der Credit Suisse bietet Unternehmensfinanzierung, Aktien- und Anleiheemissionen, Fusionen und Übernahmen, Handels- und Vertriebsdienstleistungen sowie Research-Dienstleistungen an. Die Bank verdient Geld in diesem Bereich durch Gebühren für Beratungsdienstleistungen, Platzierung von Wertpapieren, Handelsaktivitäten und Research.
  3. Neben diesen Hauptgeschäftsbereichen ist die Credit Suisse auch im Bereich Global Markets aktiv. Dieser Geschäftsbereich konzentriert sich auf den Handel mit verschiedenen Finanzinstrumenten, einschließlich Aktien, Anleihen, Devisen, Derivaten und Rohstoffen. Die Einnahmen in diesem Bereich stammen aus Handelsaktivitäten, Market Making und dem Verkauf von Handels- und Risikomanagementlösungen an Kunden.

Wie verdient die Bank ihr Geld?

Die Credit Suisse verdient ihr Geld hauptsächlich mit drei Hauptquellen:

  1. Zinsen: Die Bank vergibt Kredite und Darlehen an Kunden und erzielt Einnahmen aus den Zinsen, die auf diese Kredite erhoben werden. Sie investiert auch in festverzinsliche Wertpapiere wie Staats- und Unternehmensanleihen, um Zinserträge zu generieren.
  2. Gebühren und Provisionen: Die Bank erhebt Gebühren für verschiedene Dienstleistungen, wie z.B. die Verwaltung von Kundenvermögen, Anlageberatung, die Platzierung von Wertpapieren und die Durchführung von Finanztransaktionen. Diese Gebühren können sowohl als laufende Verwaltungsgebühren als auch als einmalige Transaktionskosten anfallen.
  3. Handelsergebnisse: Die Bank erzielt Einnahmen aus dem Handel mit Finanzinstrumenten wie Aktien, Anleihen, Devisen, Derivaten und Rohstoffen. Diese Einnahmen können aus Handelsaktivitäten, Market Making und dem Verkauf von Handels- und Risikomanagementlösungen an Kunden stammen.

Übersicht der jährlichen Gewinne seit 2011

Eine Übersicht der jährlichen Gewinne oder Verluste der Credit Suisse der letzten zehn Jahre:

  1. 2011: Die Bank verzeichnete einen Nettogewinn von 1,95 Milliarden Schweizer Franken CHF.
  2. 2012: Die Bank verzeichnete einen Nettogewinn von 1,35 Milliarden CHF.
  3. 2013: Die Bank verzeichnete einen Nettogewinn von 2,61 Milliarden CHF.
  4. 2014: Die Bank verzeichnete einen Nettogewinn von 1,88 Milliarden CHF.
  5. 2015: Die Bank verzeichnete einen Nettoverlust von 2,94 Milliarden CHF.
  6. 2016: Die Bank verzeichnete einen Nettoverlust von 2,44 Milliarden CHF.
  7. 2017: Die Bank verzeichnete einen Nettogewinn von 1,1 Milliarden CHF.
  8. 2018: Die Bank verzeichnete einen Nettogewinn von 2,06 Milliarden CHF.
  9. 2019: Die Bank verzeichnete einen Nettogewinn von 3,42 Milliarden CHF.
  10. 2020: Die Bank verzeichnete einen Nettogewinn von 2,7 Milliarden CHF.
  11. 2021: Die Bank verzeichnete einen Nettoverlust von 1,7 Milliarden CHF
Die Zentrale der Credit Suisse in Zürich, kurz vor der Übernahme durch die UBS.
Die Zentrale der Credit Suisse in Zürich, kurz vor der Übernahme durch die UBS.

Wie habe sich die Aktie und Dividende entwickelt?

Die Credit Suisse-Aktie (ISIN: US2254011081) hat in den letzten Jahren Schwankungen und eine tendenziell rückläufige Entwicklung erfahren. Während die Aktie Anfang des Jahrzehnts noch über 50 CHF notierte, sank sie 2016 auf unter 15 CHF. Im Jahr 2020 erlebte die Aktie aufgrund der COVID-19-Pandemie und verschiedener Skandale weitere Einbußen.

Die Dividendenentwicklung im Überblick:

Hier sind die Dividenden, die in den Jahren 2011 bis 2020 an die Aktionäre gezahlt wurden (in Schweizer Franken pro Aktie):

  1. 2011: 0,75 CHF
  2. 2012: 0,10 CHF
  3. 2013: 0,70 CHF
  4. 2014: 0,70 CHF
  5. 2015: 0,70 CHF
  6. 2016: 0,70 CHF
  7. 2017: 0,25 CHF
  8. 2018: 0,26 CHF
  9. 2019: 0,277 CHF
  10. 2020: 0,138 CHF (reduziert aufgrund der COVID-19-Pandemie und Empfehlungen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht)
  11. 2021: 0,29 CHF
  12. 2022: 0,10 CHF

Die Aktienkursentwicklung von 2011-2023 im Überblick:

Bis zu diesem Zeitpunkt war der Aktienkurs der Credit Suisse jedoch recht volatil und tendenziell rückläufig. Hier ist eine Übersicht der ungefähren Aktienkursentwicklung von Credit Suisse (in CHF) in einigen Jahren:

  1. 2011: Das Jahr begann mit einem Kurs von über 40 CHF, aber die Aktie fiel aufgrund der Eurokrise und globaler Finanzmarktunsicherheiten auf unter 20 CHF.
  2. 2012-2013: Die Aktie erholte sich teilweise und handelte in einem Bereich von 20-30 CHF.
  3. 2014-2015: Der Kurs der Credit Suisse-Aktie schwankte weiterhin, blieb jedoch im Bereich von 20-30 CHF.
  4. 2016: Die Aktie fiel im Laufe des Jahres auf unter 15 CHF, was auf schlechte Finanzergebnisse und anhaltende regulatorische Herausforderungen zurückzuführen war.
  5. 2017-2019: Der Aktienkurs erholte sich teilweise, blieb aber weiterhin volatil und handelte meistens im Bereich von 10-20 CHF.
  6. 2020: Die Aktie wurde von der COVID-19-Pandemie und verschiedenen Skandalen beeinflusst, die den Kurs weiterhin belasteten. Trotzdem konnte sich die Aktie über das Jahr hinweg von den Anfangsverlusten deutlich erholen.
  7. 2021: Die Aktienkursentwicklung war aufgrund der anhaltenden schlechten Nachrichten deutlich nach unten gerichtet. Kursverluste von bis zu 30% schlugen für 2021 zu Buche
  8. 2022: Ein Katastrophales Börsenjahr mit sogar minus 70% waren die Folge.
  9. 2023 (aktuell): Die Bank kämpft um das nackte Überleben und der Aktienkurs verliert nochmals über 50%.    
Der Aktienkurs der Credit Suisse in einem Chart von 2011-2023.
Der Aktienkurs der Credit Suisse in einem Chart von 2011-2023.

Der Aktienkurs der Credit Suisse befindet sich seit 2011 in einem deutlichen Abwärtstrend. Zwar gab es immer wieder positive Gegenbewegungen, die aber nicht lange angehalten haben. Der negative Trend hat sich immer wieder durchgesetzt.

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Skandale im Zusammenhang mit der Credit Suisse

In den letzten Jahren waren einige Skandale mit der Credit Suisse verbunden:

  1. Im Jahr 2014 zahlte die Bank 2,6 Milliarden US-Dollar an US-Behörden, um Vorwürfe beizulegen, dass sie US-Steuersündern geholfen hatte, ihr Vermögen vor dem US-Fiskus zu verbergen.
  2. Im Jahr 2018 war die Credit Suisse in den "Mozambique-Tuna-Bonds-Skandal" verwickelt, bei dem sie als Kreditgeber auftrat. Die Bank war in dubiose Staatsanleihen und Kredite im Wert von mehr als 2 Milliarden US-Dollar involviert, die zur Finanzierung eines vermeintlichen Fischereiprojekts in Mosambik verwendet wurden. Später stellte sich heraus, dass ein Großteil des Geldes zweckentfremdet wurde.
  3. Im Jahr 2021 war die Bank in den Greensill-Skandal verwickelt, bei dem sie Fonds im Umfang von 10 Milliarden US-Dollar mit Greensill Capital verwaltete. Die Fonds investierten in Forderungen, die von Greensill verbriefte wurden, aber nach dessen Insolvenz im März 2021 verloren Anleger einen großen Teil ihres Kapitals.
  4. Die Credit Suisse war einer der beteiligten Kreditgeber und Prime Broker im Fall des Hedgefonds Archegos Capital Management, der im März 2021 in die Schlagzeilen geriet. Archegos, ein Family Office, das von Bill Hwang gegründet wurde, hatte in mehreren hochriskanten Geschäften gehebelte Positionen aufgebaut, die zu erheblichen Verlusten führten, als die Aktienkurse der betroffenen Unternehmen einbrachen. Die Credit Suisse und andere beteiligte Banken, darunter Nomura, Morgan Stanley und Goldman Sachs, wurden aufgrund der Geschäftsbeziehungen zu Archegos stark in Mitleidenschaft gezogen. Als Archegos seine Margin-Anforderungen (Sicherheitsleistungen) nicht erfüllen konnte, mussten die Banken ihre Positionen zwangsweise liquidieren, was zu erheblichen Verlusten führte. Die Credit Suisse war eine der am stärksten betroffenen Banken und erlitt einen Verlust von rund 4,7 Milliarden US-Dollar im Zusammenhang mit den Risikogeschäften von Archegos. Dies führte zu einer umfassenden Überprüfung der Risikomanagementprozesse der Bank sowie zur Umstrukturierung und zum Rücktritt einiger Führungskräfte. Der Vorfall offenbarte Schwächen in den Risikomanagementpraktiken der Bank und trug zu einem erheblichen Vertrauensverlust bei Investoren und Kunden bei.
  5. 2023 große Liquiditätsprobleme bei der Bank sorgen dafür, das Kunden und Investoren kein Vertrauen mehr in die Bank haben und bereits im Oktober 2022 mehr als 100 Mrd. CHF abgezogen haben. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Schweizer Regierung werben vergeblich für Vertrauen bei den Anlegern. Am 19.03.2023 gibt die UBS bekannt die Credit Suisse für 0,75 CHF je Aktie zu übernehmen.  Zudem stellt die SNB eine Liquiditätslinie von 100 Mrd. CHF zur Verfügung.
Die UBS gab am 19.03.2023 bekannt, die Credit Suisse für 3,03 Milliarden Euro zu übernehmen.
Die UBS gab am 19.03.2023 bekannt, die Credit Suisse für 3,03 Milliarden Euro zu übernehmen.

Fazit

Die Credit Suisse Bank, eine der führenden Finanzinstitutionen der Welt, hat in den letzten Jahren aufgrund von Skandalen, Rechtsstreitigkeiten und schwierigen Marktbedingungen mit Herausforderungen zu kämpfen gehabt. Die Nachricht, dass die UBS Bank die Credit Suisse für 3 Milliarden CHF (ca. 0,75 CHF pro Aktie) übernimmt, zeigt, dass drastische Maßnahmen erforderlich sind, um die Bank zu stabilisieren und zu retten.

Die Übernahme durch die UBS Bank könnte für die Credit Suisse sowohl Chancen als auch Herausforderungen bieten. Einerseits könnten die kombinierten Ressourcen und das Know-how der beiden Banken dazu beitragen, die Geschäftsabläufe der Credit Suisse zu optimieren und das Vertrauen der Anleger und Kunden wiederherzustellen. Andererseits könnten die Integrations- und Umstrukturierungsmaßnahmen, die auf die Übernahme folgen, auch zu kurzfristigen Unsicherheiten und Schwierigkeiten führen.

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Insgesamt hängt der zukünftige Erfolg der Credit Suisse von der Fähigkeit der Bank ab, sich erfolgreich in die UBS Bank zu integrieren und gleichzeitig ihre Kerngeschäftsbereiche und Kundenbeziehungen zu stärken. Diese Übernahme könnte der entscheidende Wendepunkt für die Bank sein, um ihre Position als globale Finanzmacht wiederherzustellen und weiter auszubauen.

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