Nachschusspflicht: Was Anleger & Trader wissen müssen

Die Nachschusspflicht verpflichtet Dich als Anleger, bei Verlusten Kapital nachzuschießen. Lerne, wie sie funktioniert und wie Du dabei mögliche Risiken minimieren kannst.

Veröffentlicht am 30.04.2023

Das Geheimnis hinter der Nachschusspflicht: Warum ist sie so wichtig?

Beim Handel mit Aktien und ETFs bist du als Anleger oder Trader sicherlich schon mal auf den Begriff "Nachschusspflicht" gestoßen. Aber was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff und warum ist es so wichtig, sich damit auseinanderzusetzen? In diesem Blog-Post wollen wir dir alles Wissenswerte rund um die Nachschusspflicht näherbringen und erklären, welche Rolle sie für deine Anlagestrategie spielt.


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Was ist die Nachschusspflicht und wie funktioniert sie?

Die Nachschusspflicht bezieht sich auf den Handel mit Hebelprodukten, wie zum Beispiel Differenzkontrakten (Contracts for Difference, CFDs), Optionen oder Futures. Durch den Einsatz eines Hebels kannst du mit einem vergleichsweise geringen Kapitaleinsatz hohe Gewinne erzielen. Gleichzeitig besteht jedoch auch die Gefahr, dass du hohe Verluste einfährst, die sogar über den ursprünglichen Kapitaleinsatz hinausgehen können. In diesem Fall spricht man von einer Nachschusspflicht.

Die Nachschusspflicht bedeutet, dass du als Anleger oder Trader nachschießen musst, um den Verlust, der über das eingesetzte Kapital hinausgeht, auszugleichen. Der Broker fordert dich also auf, zusätzliches Kapital auf dein Depot einzuzahlen, um das Minus zu decken. Wenn du dieser Aufforderung nicht nachkommst, kann dein Broker deine Positionen auflösen, um das Risiko für sich selbst zu minimieren.

Beispiel wie ein Nachschuss bzw. Margin Call abläuft:

Stell Dir vor, Du investierst in einen Future und setzt auf steigende Kurse einer bestimmten Aktie. Du hinterlegst eine Margin (Sicherheitsleistung) von 1.000 Euro und nutzt einen Hebel von 1:10, um einen Positionswert von 10.000 Euro zu erzielen.

Wenn der Kurs der Aktie nun entgegen Deiner Erwartung fällt und Deine Position einen Wertverlust von 1.200 Euro erleidet, reicht Deine ursprünglich hinterlegte Margin von 1.000 Euro nicht mehr aus, um die Verluste abzudecken. In diesem Fall greift die Nachschusspflicht.

Aufgrund der Nachschusspflicht musst Du weitere 200 Euro (1.200 Euro Verlust minus 1.000 Euro Margin) auf Dein Handelskonto einzahlen, um den entstandenen Verlust auszugleichen. Das zusätzliche Kapital dient dazu, Deine Position offen zu halten und möglicherweise weiteren Verlusten entgegenzuwirken. Wenn Du der Nachschusspflicht nicht nachkommst, kann der Broker Deine Position zwangsweise schließen, um sein eigenes Risiko zu minimieren.


Vorteile und Risiken der Nachschusspflicht

Die Nachschusspflicht bietet sowohl Vorteile als auch Risiken für Anleger und Trader. Daher ist es wichtig, sich dieser bewusst zu sein, bevor man in Hebelprodukte investiert.

Vorteile der Nachschusspflicht:

  1. Hebelwirkung: Die Nachschusspflicht ermöglicht es dir, mit einem geringen Kapitaleinsatz hohe Gewinne zu erzielen, da du durch den Hebel eine größere Position eröffnen kannst, als es dein eingesetztes Kapital zulässt.
  2. Flexibilität: Durch den Einsatz von Hebelprodukten kannst du sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse setzen und so in verschiedenen Marktphasen profitieren.

Risiken der Nachschusspflicht:

  1. Verluste: Durch den Hebel können auch die Verluste schnell steigen. Die Nachschusspflicht bedeutet, dass du in solchen Fällen verpflichtet bist, zusätzliches Kapital nachzuschießen, um die Verluste auszugleichen. Das kann in der Praxis dazu führen, dass du mehr Kapital verlierst, als du ursprünglich eingesetzt hast.
  2. Stressfaktor: Die Nachschusspflicht stellt eine psychologische Belastung dar, da du stets darauf vorbereitet sein musst, zusätzliches Kapital nachzuschießen. Dies kann zu Stress und unüberlegten Entscheidungen führen.

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Nachschusspflicht und Margin Call

Im Zusammenhang mit der Nachschusspflicht wirst du häufig auch auf den Begriff "Margin Call" stoßen. Der Margin Call ist die Aufforderung deines Brokers, zusätzliches Kapital auf dein Depot einzuzahlen, um die Verluste aus einer offenen Position auszugleichen. Diese Aufforderung erfolgt, wenn die sogenannte Margin – das ist die Sicherheitsleistung, die du beim Handel mit Hebelprodukten hinterlegen musst – unterschritten wird.

Ein Margin Call ist also das Alarmsignal, das deinen Broker dazu veranlasst, die Nachschusspflicht geltend zu machen. Wenn du dem Margin Call nicht nachkommst, wird dein Broker gegebenenfalls deine Positionen zwangsweise schließen, um das Risiko für sich selbst zu minimieren.


Wie du die Nachschusspflicht vermeiden kannst

Wenn du die Risiken der Nachschusspflicht nicht eingehen möchtest, gibt es verschiedene Möglichkeiten, sie zu vermeiden oder zumindest das Risiko zu reduzieren:

  1. Handel ohne Hebel: Verzichte auf den Einsatz von Hebelprodukten und investiere stattdessen in Aktien oder Dividenden-ETFs ohne Hebel. Hierbei gilt zu beachten, dass das Renditepotenzial geringer ist, dafür jedoch keine Nachschusspflicht besteht.
  2. Stopp-Loss-Orders: Durch den Einsatz von Stopp-Loss-Orders kannst du das Verlustrisiko begrenzen. Diese Orderart ermöglicht es dir, eine Position automatisch zu schließen, wenn ein bestimmtes Kursniveau erreicht wird. So kannst du Verluste eingrenzen und eine mögliche Nachschusspflicht verhindern. Allerdings kann es bei starken Kursbewegungen auch zu einem sogenannten "Slippage" kommen, bei dem die Stopp-Loss-Order erst zu einem ungünstigeren Kurs ausgeführt wird und möglicherweise doch eine Nachschusspflicht entsteht.
  3. Risikomanagement: Achte auf ein gutes Risikomanagement und investiere nur so viel Kapital in Hebelprodukte, wie du im schlimmsten Fall verlieren kannst. Nutze zudem Diversifikation, um das Risiko zu verteilen.
  4. Wahl des Brokers: Einige Broker bieten mittlerweile den Handel mit Hebelprodukten ohne Nachschusspflicht an. Das bedeutet, dass du nur das eingesetzte Kapital verlieren kannst und keine zusätzlichen Zahlungen notwendig sind. Achte bei der Wahl deines Brokers auf entsprechende Angebote und bedenke dabei auch andere Faktoren, wie Kosten und Komfort.

Ein Neobroker-Vergleich kann hilfreich sein, um herauszufinden, welche Broker den Handel ohne Nachschusspflicht ermöglichen.


Nützliche Fakten zur Nachschusspflicht
Nachschusspflicht ist bei Handel mit Hebelprodukten relevant
Margin Call ist die Aufforderung, zusätzliches Kapital aufgrund von Verlusten nachzuschießen
Vermeidung der Nachschusspflicht durch Handel ohne Hebel, Stopp-Loss-Orders, Risikomanagement und Wahl des richtigen Brokers
Nachschusspflicht kann hohe Verluste, aber auch hohe Gewinne ermöglichen

Praktische Tipps für den Umgang mit der Nachschusspflicht

Um das Risiko der Nachschusspflicht besser einschätzen und steuern zu können, solltest du einige praktische Schritte und Strategien im Hinterkopf behalten. Im Folgenden geben wir dir noch einige nützliche Tipps, die dir dabei helfen können, die Nachschusspflicht besser zu managen:

  1. Bildung und Erfahrung: Bevor du mit Hebelprodukten handelst und dadurch der Nachschusspflicht ausgesetzt bist, informiere dich ausgiebig über das Produkt und dessen Funktionsweise. Nutze Analysen und Tools, um das Risiko besser einschätzen zu können. Je mehr Erfahrung du mit dem Handel von Hebelprodukten sammelst, desto besser kannst du die Risiken der Nachschusspflicht bewerten und managen.
  2. Festlegen von Zielen und Limits: Lege von Beginn an feste Ziele und Grenzen für deine Investments fest. Dadurch fällt es dir leichter, aus emotionalen Entscheidungen resultierende Verluste zu verhindern, die zur Nachschusspflicht führen könnten.
  3. Langfristige Strategie verfolgen: Vermeide den kurzfristigen Handel und versuche stattdessen, eine langfristige Strategie zu entwickeln, die auf fundamentaler Analyse und einer ausgewogenen Risikostreuung basiert. Damit reduzierst du das Risiko, in eine Situation zu geraten, in der du von der Nachschusspflicht betroffen bist.
  4. Handelsplattform und -tools: Nutze professionelle Handelsplattformen und -tools, die dir umfassende Analysen und Echtzeitinformationen bieten. Auf diese Weise kannst du besser einschätzen, wann ein Handelsrisiko besteht und entsprechend reagieren.
  5. Regelmäßige Überprüfung der Positionen: Überprüfe deine offenen Positionen regelmäßig und passe dein Portfolio gegebenenfalls an. Dies hilft dir, rechtzeitig auf mögliche Verluste und damit verbundene Forderungen seitens des Brokers zu reagieren.
  6. Risikokapital nutzen: Investiere in Hebelprodukte nur Kapital, das du im schlimmsten Fall verlieren kannst. So reduzierst du das Risiko, in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten, wenn es zu einer Nachschusspflicht kommt.

Indem du diesen Tipps folgst und stets achtsam im Umgang mit Hebelprodukten bist, kannst du die Nachschusspflicht besser einschätzen und in den Griff bekommen. Es ist wichtig, nicht nur die Gewinnmöglichkeiten, sondern auch die Risiken im Hinterkopf zu behalten, um eine ausgewogene und langfristig erfolgreiche Anlagestrategie zu entwickeln.

Zusammenarbeit mit Experten und Weiterbildung

Ein weiterer wichtiger Schritt, um die Nachschusspflicht besser zu verstehen und zu managen, ist die Zusammenarbeit mit Experten und das kontinuierliche Streben nach Weiterbildung in diesem Bereich. Hier sind einige Empfehlungen, um dein Wissen über die Nachschusspflicht und den Handel mit Hebelprodukten kontinuierlich zu erweitern:

  1. Finanzberatung: Ziehe in Erwägung, einen unabhängigen Finanzberater oder Anlageexperten hinzuzuziehen, um deine Anlagestrategie und den Umgang mit der Nachschusspflicht zu besprechen. Sie können dir dabei helfen, ein angemessenes Risikoprofil zu entwickeln und entsprechende Anlageentscheidungen zu treffen.
  2. Seminare und Webinare: Nutze das Angebot von Seminaren und Webinaren zum Thema Nachschusspflicht und Hebelprodukte. Oftmals bieten Broker oder Finanzinstitute solche Veranstaltungen an, um ihr Wissen mit Anlegern und Tradern zu teilen. Hier kannst du wertvolle Informationen und Ratschläge von Experten erhalten und dich mit anderen Anlegern austauschen.
  3. Online-Ressourcen: Wende dich an vertrauenswürdige Online-Ressourcen, wie etwa Finanzportale, Blogs oder Foren, um dein Wissen über die Nachschusspflicht und den Handel mit Hebelprodukten zu erweitern. Hier kannst du hilfreiche Informationen und Erfahrungswerte von Gleichgesinnten finden und dich aktiv am Austausch beteiligen.
  4. Buchtipps: Ergänze dein Wissen über Hebelprodukte und deren Risiken durch das Studium von Fachliteratur. Es gibt zahlreiche Bücher und E-Books, die sich mit dem Thema Nachschusspflicht und Anlagestrategien auseinandersetzen. Ihre Autoren sind oft renommierte Experten auf ihrem Gebiet, die wertvolle Einblicke und Empfehlungen geben können.
  5. Rechtliche Aspekte: Neben der finanziellen Seite ist es auch wichtig, sich mit den rechtlichen Aspekten der Nachschusspflicht auseinanderzusetzen. Dabei kann es hilfreich sein, sich bei juristischen Beratern oder entsprechenden Fachzeitschriften zum Thema Rechtslage im Finanzwesen zu informieren.

Indem du kontinuierlich an deiner Weiterbildung arbeitest und Experten zurate ziehst, wirst du besser in der Lage sein, die Nachschusspflicht einzuschätzen und die damit verbundenen Risiken zu managen. So trägst du dazu bei, dein Portfolio langfristig abzusichern und erfolgreich im Handel mit Hebelprodukten zu agieren.


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Fazit: Nachschusspflicht richtig einschätzen und handhaben

Die Nachschusspflicht ist ein wichtiger Aspekt beim Handel mit Hebelprodukten, den du unbedingt beachten solltest. Sie ermöglicht zwar hohe Gewinnchancen, birgt aber auch erhebliche Risiken. Entscheide daher genau, welche Strategie du verfolgen möchtest und wie du mit der Nachschusspflicht umgehen willst.

Wenn du bereit bist, das Risiko einzugehen und die Nachschusspflicht entsprechend handhabst, können Hebelprodukte eine attraktive Ergänzung zu deinem Tagesgeldkonto oder anderen Anlageformen sein. Andernfalls ist es empfehlenswert, den Handel ohne Hebel zu bevorzugen oder auf alternative Anlageformen, wie Robo-Advisor oder Software für das Portfolio-Management, zurückzugreifen.

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Haftungsausschluss: Bei allen Inhalten auf Börse.net handelt es sich ausdrücklich nicht um Anlageberatung. Ihre Risikodisposition kann von uns nicht eingeschätzt werden. Der Autor besitzt keines der genannten Wertpapiere. Keiner der Inhalte stellt ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Falls Sie sich doch zu einem Kauf oder Verkauf entscheiden, handeln Sie immer auf eigenes Risiko.

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