First Solar Aktie: Kurssturz - Was Anleger jetzt wissen müssen

Ein politischer Schock trifft auf schwache Zahlen: Drastische Kürzungen von US-Subventionen und eine gesenkte Prognose lösen einen massiven Kurssturz bei First Solar und der gesamten Solarbranche aus. Die Fundamente des Geschäftsmodells geraten ins Wanken.

Veröffentlicht am 17.06.2025

Ein Schock für die gesamte Solarbranche

Der Kursverlust von First Solar war heftig, doch ein Blick auf die Konkurrenz offenbart das wahre Ausmaß der Krise. Während First Solar einen Verlust von über 11 % hinnehmen musste, traf es andere Branchengrößen noch härter. Die Aktie von Enphase Energy brach um über 21 % ein, Sunrun verlor sogar mehr als 35 % seines Wertes und SolarEdge verzeichnete ein Minus von rund 18 %. Diese synchronen Abstürze machen deutlich, dass die Ursache nicht allein bei First Solar zu suchen ist, sondern in einem externen Schock liegt, der die fundamentalen Annahmen für die gesamte Branche infrage stellt.

Der entscheidende Auslöser für diese Verkaufswelle war die Verabschiedung eines neuen US-Steuergesetzes. Dieses Gesetz sieht eine drastische Kürzung und in Teilen sogar eine vollständige Streichung zentraler Steuergutschriften (Tax Credits) für saubere Energien vor. Für eine Branche, deren Geschäftsmodelle und Profitabilität in den letzten Jahren maßgeblich von diesen Subventionen abhingen, kommt dies einem fundamentalen Paradigmenwechsel gleich.

Politische Unsicherheit als Haupttreiber des Ausverkaufs

Die politische Dimension ist der Kern des Problems. Ein Ausschuss des US-Senats hat nicht nur kurzfristige Kürzungen vorgeschlagen, sondern auch einen vollständigen Ausstieg aus den Steuergutschriften für Solar- und Windenergie bis zum Jahr 2028 ins Spiel gebracht. Diese Ankündigung hat eine Welle der Unsicherheit ausgelöst, die für investitionsintensive Branchen wie die Solarindustrie pures Gift ist. Langfristige Projekte, die auf Basis der bisherigen Förderlandschaft kalkuliert wurden, stehen nun auf der Kippe.

Für First Solar, ein Unternehmen, das einen erheblichen Teil seines Geschäfts im Heimatmarkt USA macht und dort massiv in neue Produktionskapazitäten investiert hat, ist diese Entwicklung besonders bedrohlich. Die gesamte Klimapolitik der Vorgängerregierung, die der Branche über Jahre hinweg Rückenwind verschafft hatte, wird damit in ihren Grundfesten erschüttert. Die politische Volatilität ist zu einem kaum kalkulierbaren Risiko für Anleger geworden.

Enttäuschende Quartalszahlen und gesenkte Prognosen

Zusätzlich zu den externen Schocks sorgten auch unternehmensinterne Nachrichten für Verunsicherung. Die Zahlen für das erste Quartal 2025 fielen gemischt aus. Zwar konnte First Solar den Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal von 794,11 Millionen US-Dollar auf 844,57 Millionen US-Dollar steigern, verfehlte damit jedoch die Erwartungen der Analysten, die mit rund 866 Millionen US-Dollar gerechnet hatten. Noch deutlicher war der Rückgang im Vergleich zum starken Schlussquartal 2024, in dem der Umsatz bei über 1,5 Milliarden US-Dollar lag.

Auch der Nettogewinn blieb hinter den Erwartungen zurück und trübte die Stimmung der Anleger weiter ein. Als wäre dies nicht genug, sah sich das Management gezwungen, die Prognose für das laufende Geschäftsjahr zu kassieren. Als Begründung wurden neu eingeführte US-Zölle auf Solarmodule genannt, die die Kostenstruktur belasten. Diese Kombination aus verfehlten Zielen und einem negativen Ausblick verstärkte den Verkaufsdruck auf die Aktie massiv.

Wichtige Fakten zu First Solar im Überblick

Merkmal Information
Unternehmen First Solar, Inc.
Ticker-Symbol FSLR
Börse NASDAQ
Hauptsitz Tempe, Arizona, USA
Technologie-Fokus Cadmiumtellurid (CdTe) Dünnschicht-PV-Module
Aktuelle Herausforderung Wegfall von US-Steuergutschriften, neue Zölle
Aktienkurs (17.06.2025) 134,50 € (-11,33 %)

Was bedeutet die aktuelle Situation für Anleger?

Für Anleger, die bereits in First Solar investiert sind, bedeutet der Kurssturz zunächst erhebliche Buchverluste. Die entscheidende Frage lautet nun: Nachkaufen, halten oder verkaufen? Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht, da die Entscheidung stark von der individuellen Risikobereitschaft abhängt. Die hohe Volatilität und die politische Unsicherheit machen die Aktie kurzfristig zu einer spekulativen Wette.

Um eine fundierte Entscheidung zu treffen, hilft eine Abwägung der Chancen und Risiken:

  1. Chancen:
    • Der Kurs ist nun deutlich günstiger. Wer an die langfristige Story von First Solar glaubt, erhält einen attraktiveren Einstiegspunkt.
    • First Solar verfügt über einen technologischen Vorsprung bei Dünnschichtmodulen, die unter bestimmten Bedingungen effizienter sind als herkömmliche Siliziummodule.
    • Der globale Megatrend der Energiewende ist intakt. Langfristig wird die Nachfrage nach Solarenergie weiter steigen, unabhängig von kurzfristigen politischen Störfeuern in einzelnen Ländern.
  2. Risiken:
    • Die politische Unsicherheit in den USA bleibt bestehen. Weitere negative Gesetzesinitiativen sind nicht ausgeschlossen.
    • Ein nachhaltiger Nachfragerückgang im wichtigen US-Markt könnte die Bilanzen auf Jahre hinaus belasten.
    • Der Wettbewerb in der Solarbranche ist intensiv, insbesondere durch chinesische Hersteller, die oft zu niedrigeren Kosten produzieren.

Fazit und Ausblick

Der Kurssturz der First Solar Aktie ist das Ergebnis eines perfekten Sturms: Eine feindselige politische Wende im Heimatmarkt trifft auf eine Phase operativer Schwäche und eine branchenweite Neubewertung. Die kurzfristigen Aussichten sind von extremer Unsicherheit geprägt. Analysten von Finanzhäusern wie Jefferies und Guggenheim bezeichnen die Gesetzesänderungen als "desaströs" und erwarten einen spürbaren Nachfragerückgang.

Die Zukunft von First Solar hängt nun weniger von der eigenen technologischen Stärke oder dem operativen Geschick des Managements ab, sondern vielmehr von den politischen Entwicklungen in Washington. Anleger benötigen starke Nerven und einen langen Atem. Die kommenden Monate werden zeigen, ob das Unternehmen in der Lage ist, seine Strategie an die neuen, raueren Rahmenbedingungen anzupassen. Langfristig bleibt die Solarenergie eine der Schlüsseltechnologien für eine nachhaltige Zukunft, doch der Weg dorthin ist, wie der jüngste Kurssturz zeigt, alles andere als ein geradliniger Aufstieg.

* Enthält bezahlte Werbelinks .

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