Der neue Weltraum-Boom: Privatanleger & Chancen im 'New Space'

New Space beschreibt die Revolution der Raumfahrt: Private Firmen übernehmen das All und schaffen einen Billionenmarkt. Von Satelliteninternet bis Weltraumtourismus – entdecken Sie die Sektoren mit dem größten Potenzial und wie Anleger von diesem Megatrend profitieren können.

Veröffentlicht am 01.07.2025

Was ist "New Space" eigentlich? Die Revolution der Raumfahrt

Der Begriff "New Space" beschreibt den fundamentalen Wandel der Raumfahrtindustrie von einem staatlich dominierten zu einem privatwirtschaftlich getriebenen Sektor. Während im "Old Space" die wissenschaftliche Forschung und das nationale Prestige im Vordergrund standen, fokussieren sich die neuen Akteure auf Effizienz, Skalierbarkeit und kommerzielle Rentabilität. Dieser Paradigmenwechsel wird von zwei zentralen Entwicklungen angetrieben.

An erster Stelle steht die drastische Reduzierung der Startkosten. Unternehmen wie SpaceX haben mit der Entwicklung wiederverwendbarer Raketenstufen eine Revolution ausgelöst. Die Kosten, um ein Kilogramm Nutzlast in einen niedrigen Erdorbit (LEO) zu befördern, sind in den letzten zehn Jahren um bis zu 90 Prozent gesunken. Was früher hunderte Millionen kostete, ist heute für einen Bruchteil dessen möglich. Diese Kostensenkung ist der entscheidende Katalysator, der unzählige neue Geschäftsmodelle erst wirtschaftlich tragfähig macht.

Parallel dazu treiben technologische Innovationen am Boden und im All die Entwicklung voran. Die Miniaturisierung von Elektronik ermöglicht den Bau von Kleinstsatelliten, sogenannten CubeSats, die nur noch die Größe eines Schuhkartons haben. Fortschritte im 3D-Druck erlauben die schnelle und kostengünstige Fertigung komplexer Raketenteile. Künstliche Intelligenz und Robotik optimieren den Betrieb von Satellitenkonstellationen und bereiten den Weg für autonome Missionen zur Wartung oder Müllbeseitigung im All. Zusammen schaffen diese Faktoren ein Ökosystem, in dem Start-ups mit agilen Methoden und frischem Kapital etablierte Luft- und Raumfahrtgiganten herausfordern können.

Ein Markt mit astronomischem Potenzial: Die Sektoren des New Space

Die Analysten sind sich einig: Der Weltraumwirtschaft steht ein goldenes Zeitalter bevor. Finanzexperten von Morgan Stanley bis zur Bank of America prognostizieren, dass das Marktvolumen von heute rund 450 Milliarden US-Dollar bis 2040 auf über eine Billion US-Dollar anwachsen wird. Dieses Wachstum verteilt sich auf verschiedene, teils schon etablierte, teils noch futuristisch anmutende Sektoren.

Für Anleger ist es entscheidend, diese Segmente zu verstehen, da sie unterschiedliche Reifegrade und Risikoprofile aufweisen.

  1. Satelliten-Infrastruktur und -Dienste: Dies ist das Rückgrat der heutigen Weltraumwirtschaft und der mit Abstand größte Teilmarkt. Hierzu zählen der Bau und Start von Satelliten sowie die darauf basierenden Dienstleistungen. Das prominenteste Beispiel sind globale Satelliteninternet-Netzwerke wie Starlink von SpaceX oder das geplante Project Kuiper von Amazon. Aber auch Erdbeobachtung zur Analyse von Klimawandel, Landwirtschaft oder Lieferketten, präzise GPS-Dienste und Wettervorhersagen fallen in diesen lukrativen Bereich.

  2. Startdienstleistungen (Launch Services): Unternehmen, die Raketenstarts anbieten, sind die "Schaufelverkäufer" im Goldrausch des New Space. Sie profitieren direkt vom Boom der Satellitenkonstellationen. Neben dem Giganten SpaceX haben sich hier auch kleinere, flexiblere Anbieter wie Rocket Lab etabliert, die sich auf den Transport kleinerer Nutzlasten spezialisiert haben.

  3. Weltraumtourismus: Dieser Sektor erzeugt die meiste mediale Aufmerksamkeit. Firmen wie Virgin Galactic und Blue Origin bieten suborbitale Flüge an, die Passagieren für wenige Minuten Schwerelosigkeit und einen einzigartigen Blick auf die Erde ermöglichen. Auch wenn der Markt aktuell noch klein und exklusiv ist, verspricht er langfristig Wachstumspotenzial, sobald die Kosten weiter sinken.

  4. Zukunftssektoren: Hier betreten wir das Terrain der Pioniere. Dazu gehören Konzepte wie die Müllabfuhr im All zur Beseitigung von gefährlichem Weltraumschrott, die Wartung und Betankung von Satelliten im Orbit (In-Orbit Servicing) oder gar der Abbau von wertvollen Rohstoffen auf Asteroiden (Asteroid Mining). Diese Geschäftsmodelle sind mit extrem hohen technologischen und finanziellen Risiken verbunden, versprechen im Erfolgsfall aber auch die höchsten Renditen.
Fakt Beschreibung Relevanz für Anleger
Marktprognose 2040 Der globale Raumfahrtmarkt soll auf über 1 Billion US-Dollar anwachsen. Zeigt das langfristige, überdurchschnittliche Wachstumspotenzial des gesamten Sektors.
Kostenreduktion pro kg in LEO Bis zu 90 % seit 2010 durch wiederverwendbare Raketen. Die Basis für die Wirtschaftlichkeit vieler New-Space-Geschäftsmodelle und ein Treiber für Innovation.
Anzahl aktiver Satelliten (Stand 2025) Über 9.000, mit stark steigender Tendenz durch Megakonstellationen. Belegt die hohe Nachfrage nach Startdiensten und satellitengestützten Anwendungen (Internet, Daten).
Größter Sektor nach Umsatz Satellitendienste und die dazugehörige Bodeninfrastruktur. Investoren finden hier die reifsten Unternehmen mit bereits etablierten Einnahmequellen.

Wie Privatanleger investieren können: Von Aktien bis ETFs

Der Zugang zum New-Space-Markt ist heute einfacher als je zuvor. Anleger müssen keine Milliardäre sein, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Es gibt mehrere Wege, die sich in Risiko und Aufwand unterscheiden.

Einzelaktien
Der direkteste Weg ist der Kauf von Aktien börsennotierter New-Space-Unternehmen. Hier können Anleger gezielt auf die Firmen setzen, deren Geschäftsmodell und Vision sie am meisten überzeugen. Zu den bekannten Namen gehören der Startdienstleister Rocket Lab (RKLB), das Erdbeobachtungsunternehmen Planet Labs (PL) oder die Weltraumtourismus-Firma Virgin Galactic (SPCE). Der Vorteil liegt im hohen Renditepotenzial, wenn man auf den richtigen Pionier setzt. Der Nachteil ist das ebenso hohe Einzelwertrisiko. Ein missglückter Raketenstart oder eine technische Panne kann den Aktienkurs empfindlich treffen.

Exchange Traded Funds (ETFs)
Für Anleger, die das Risiko streuen möchten, sind spezialisierte ETFs eine hervorragende Alternative. Diese börsengehandelten Fonds investieren in einen ganzen Korb von Unternehmen aus der Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie. Sie bilden die Branche breit ab und reduzieren die Abhängigkeit vom Erfolg eines einzelnen Unternehmens. Bekannte Beispiele sind der ARK Space Exploration & Innovation ETF (ARKX) oder der Procure Space ETF (UFO). Mit einem einzigen Wertpapier kann man so an der Gesamtentwicklung des Sektors partizipieren. Dies ist oft die vernünftigste Strategie für Einsteiger.

Beteiligungen an Zulieferern
Eine indirekte, oft sicherere Strategie ist das Investment in etablierte Industrie- und Technologiekonzerne, die als wichtige Zulieferer für die New-Space-Branche fungieren. Dazu gehören Hersteller von Halbleitern, Software, Verbundwerkstoffen oder 3D-Druck-Technologie. Diese Unternehmen sind breiter aufgestellt und nicht allein vom Erfolg der Raumfahrt abhängig, profitieren aber dennoch vom Boom.

Chancen und Risiken abwägen: Ist ein Investment sinnvoll?

Jede Medaille hat zwei Seiten, und das gilt insbesondere für Investments in einen so jungen und dynamischen Markt wie New Space. Eine sorgfältige Abwägung der Chancen und Risiken ist unerlässlich.

Die Chancen:

  • Enormes Wachstumspotenzial: Der Sektor steht erst am Anfang seiner Entwicklung. Anleger, die früh einsteigen, könnten von einem jahrzehntelangen Wachstumszyklus profitieren.
  • Disruptive Technologien: Investitionen in New Space sind Wetten auf Zukunftstechnologien, die nicht nur die Raumfahrt, sondern auch viele Industrien auf der Erde revolutionieren können.
  • Diversifikation: Ein Investment in den Weltraumsektor kann ein Portfolio um eine Komponente mit geringer Korrelation zu traditionellen Märkten wie Konsumgütern oder Finanzen ergänzen.

Die Risiken:

  • Hohe Volatilität: Die Aktienkurse reagieren extrem sensibel auf Nachrichten. Technische Erfolge führen zu Kurssprüngen, Fehlschläge zu Abstürzen. Starke Nerven sind gefragt.
  • Technologisches Scheitern: Raketen können explodieren, Satelliten im Orbit ausfallen. Das Risiko eines Totalverlusts der eingesetzten Technologie ist real und kann Geschäftsmodelle gefährden.
  • Regulatorische Hürden: Das Weltraumrecht hinkt der technologischen Entwicklung hinterher. Zukünftige Gesetze zu Themen wie Weltraumschrott, Frequenzvergabe oder Haftung können die Spielregeln jederzeit ändern.
  • Lange Amortisationszeiten: Viele New-Space-Unternehmen sind noch nicht profitabel. Sie investieren massiv in Forschung und Entwicklung und verbrennen Kapital. Anleger benötigen einen sehr langen Atem.

Fazit: Ein Investment für mutige Pioniere mit Weitblick

Die Kommerzialisierung des Weltraums ist zweifellos einer der faszinierendsten und potenziell lukrativsten Investmenttrends unserer Zeit. Der New-Space-Sektor bietet visionären Anlegern die Chance, an der nächsten großen technologischen Revolution teilzuhaben. Doch der Weg zu den Sternen ist kein Spaziergang. Die Risiken sind so gewaltig wie die Chancen.

Ein Investment in New Space ist daher keine schnelle Wette, sondern eine langfristige, strategische Entscheidung. Es eignet sich als spekulative Beimischung für ein bereits breit diversifiziertes Portfolio. Anleger sollten nur Kapital einsetzen, dessen Verlust sie im schlimmsten Fall verkraften können. Eine gründliche Recherche und die Wahl der richtigen Anlageform – sei es eine breit gestreute ETF-Lösung oder eine gezielte Investition in einen vielversprechenden Pionier – sind der Schlüssel zum Erfolg. Wer Mut, Geduld und einen langen Horizont mitbringt, könnte am Ende mit einer wahrhaft stellaren Rendite belohnt werden.

* Enthält bezahlte Werbelinks .

Haftungsausschluss: Bei allen Inhalten auf Börse.net handelt es sich ausdrücklich nicht um Anlageberatung. Ihre Risikodisposition kann von uns nicht eingeschätzt werden. Der Autor besitzt keines der genannten Wertpapiere. Keiner der Inhalte stellt ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Falls Sie sich doch zu einem Kauf oder Verkauf entscheiden, handeln Sie immer auf eigenes Risiko.

Teilen

Themen

Die wichtigsten Börsen-News in Ihr Postfach

Melden Sie sich an, um Zugang zu Premium-Inhalten zu erhalten, oder kontaktieren Sie uns, wenn Sie irgendwelche Fragen haben.

Jetzt abonnieren