ARM Holdings: Unsichtbares Herz der Tech-Welt – Mobile, KI & Automotive

ARM ist das unsichtbare Herz der Tech-Welt. Das Unternehmen entwirft die Baupläne für die Chips in Milliarden Geräten – von Smartphones bis zu Autos. Ein Einblick in ein einzigartiges Geschäftsmodell mit enormem Potenzial in KI und Automotive.

Veröffentlicht am 27.06.2025

Was genau macht ARM? Das geniale Geschäftsmodell erklärt

Um die Bedeutung von ARM zu verstehen, muss man zunächst das einzigartige Geschäftsmodell begreifen. Im Gegensatz zu Unternehmen wie Intel oder Nvidia, die ihre eigenen Chips entwerfen, produzieren und verkaufen, agiert ARM als reiner Entwickler von geistigem Eigentum (Intellectual Property, IP). Man kann sich ARM als Architekturbüro für Mikroprozessoren vorstellen. Sie entwerfen die grundlegenden, hocheffizienten Baupläne für Prozessorkerne und zugehörige Technologien.

Diese Baupläne werden dann an Hunderte von anderen Firmen lizenziert. Zu den Lizenznehmern gehören die größten Namen der Tech-Welt: Apple, Qualcomm, Samsung, Nvidia und Amazon, um nur einige zu nennen. Diese Unternehmen nehmen die ARM-Architektur und passen sie an ihre spezifischen Bedürfnisse an, integrieren sie in ihre eigenen Chip-Designs (System-on-a-Chip, SoC) und lassen diese dann von Auftragsfertigern wie TSMC oder Samsung produzieren. Das Geschäftsmodell von ARM stützt sich auf zwei Haupteinnahmequellen:

  1. Lizenzgebühren: Unternehmen zahlen eine einmalige Gebühr, um Zugang zu einer bestimmten ARM-Architektur zu erhalten. Dies gibt ihnen das Recht, die Designs für die Entwicklung eigener Produkte zu nutzen.
  2. Tantiemen (Royalties): Für jeden einzelnen Chip, der auf Basis eines ARM-Designs hergestellt und verkauft wird, erhält ARM eine kleine, aber signifikante Tantieme.

Dieses Modell ist außerordentlich skalierbar. Anstatt Milliarden in eigene Fabriken zu investieren, konzentriert sich ARM auf Forschung und Entwicklung. Die Tantiemen aus Milliarden von verkauften Geräten sorgen für einen stetigen und wachsenden Cashflow. Allein im letzten Geschäftsjahr wurden über 30 Milliarden Chips auf ARM-Basis ausgeliefert, was die schiere Reichweite dieses Modells verdeutlicht.

Die unangefochtene Dominanz im Mobile-Markt

Der Grundstein für den heutigen Erfolg von ARM wurde im Mobilfunkmarkt gelegt. Die Designs von ARM basieren auf der RISC-Architektur (Reduced Instruction Set Computing), die für ihre hohe Energieeffizienz bekannt ist. In den Anfängen der Smartphone-Ära war genau das der entscheidende Vorteil gegenüber der leistungshungrigeren x86-Architektur von Intel, die den PC-Markt dominierte.

Ein Smartphone benötigt einen Prozessor, der eine hohe Leistung bei minimalem Stromverbrauch bietet, um eine lange Akkulaufzeit zu gewährleisten. ARM lieferte die perfekte Lösung. Infolgedessen basieren heute praktisch alle Smartphones und Tablets auf ARM-Architekturen. Apples leistungsstarke A- und M-Series-Chips, Qualcomms Snapdragon-Prozessoren und Samsungs Exynos-Chips haben alle einen ARM-Kern. Diese Marktdominanz hat ARM eine uneinnehmbare Festung und eine verlässliche Einnahmequelle geschaffen, die es dem Unternehmen ermöglicht, in neue, vielversprechende Märkte zu expandieren.

Der Sprung in die Zukunft: KI und das Rechenzentrum

Die Eigenschaften, die ARM im mobilen Bereich erfolgreich gemacht haben – Effizienz und Skalierbarkeit – erweisen sich auch in der Ära der Künstlichen Intelligenz als entscheidender Vorteil. Während massive KI-Trainingsmodelle in Rechenzentren oft auf den hochspezialisierten GPUs von Konkurrenten wie Nvidia laufen, findet ein Großteil der KI-Anwendung, die sogenannte Inferenz, direkt auf den Endgeräten statt ("Edge AI").

Ob es um die Spracherkennung auf Ihrem Smartphone, die Objekterkennung in einer Überwachungskamera oder die intelligenten Sensoren in einer Fabrik geht – all diese Anwendungen erfordern eine effiziente Verarbeitung vor Ort. Hier spielt ARM seine Stärken voll aus. Die Prozessoren können KI-Aufgaben mit einem Bruchteil der Energie bewältigen, die herkömmliche Architekturen benötigen.

Gleichzeitig drängt ARM zunehmend in den Markt für Rechenzentren. Cloud-Anbieter wie Amazon Web Services (AWS) mit seinen Graviton-Prozessoren setzen auf ARM-basierte Server, um die Betriebskosten zu senken. Für bestimmte Workloads bieten diese Server eine bessere Performance pro Watt als traditionelle x86-Systeme. Dieser Vorstoß fordert die jahrzehntelange Dominanz von Intel und AMD heraus und eröffnet ARM einen riesigen potenziellen neuen Markt.

Automotive: Der neue Wachstumsmotor für ARM

Der vielleicht spannendste Wachstumsmarkt für ARM ist die Automobilindustrie. Moderne Fahrzeuge entwickeln sich rasant zu rollenden Rechenzentren. Von fortschrittlichen Fahrerassistenzsystemen (ADAS) über digitale Cockpits bis hin zum vollautonomen Fahren – die Menge an Software und Rechenleistung in einem Auto explodiert förmlich.

ARM ist in diesem Sektor bereits hervorragend positioniert. Beeindruckende 94 % der globalen Automobilhersteller nutzen heute ARM-Technologie. Die Gründe dafür sind vielfältig. ARM-Prozessoren ermöglichen die Echtzeitverarbeitung von Sensordaten mit geringer Latenz, was für sicherheitskritische Anwendungen unerlässlich ist. Zudem erfüllen die Architekturen strenge Sicherheitsstandards wie ISO 26262.

Mit der neuen "Zena Compute Subsystem"-Plattform geht ARM noch einen Schritt weiter. Sie ermöglicht es Automobilherstellern, die Entwicklungszeit für KI-fähige Chips um bis zu 12 Monate zu verkürzen. Durch Initiativen wie SOAFEE (Scalable Open Architecture for Embedded Edge) treibt ARM die Standardisierung für das softwaredefinierte Fahrzeug (Software-Defined Vehicle, SDV) voran. In einem SDV werden Funktionen nicht mehr durch fest verbaute Hardware, sondern durch Software-Updates definiert – ein Paradigmenwechsel, bei dem flexible und effiziente Prozessorkerne im Zentrum stehen.

Fakt Beschreibung und Relevanz
Marktdurchdringung Mobile Nahezu 100 % aller Smartphones weltweit nutzen ARM-basierte Prozessoren. Dies sichert stabile Tantiemen.
Automotive-Präsenz 94 % der globalen Autohersteller setzen auf ARM-Technologie für KI, Sicherheit und Infotainment.
Jährliche Chip-Auslieferungen Über 30 Milliarden Chips auf ARM-Basis pro Jahr, Tendenz stark steigend durch IoT und Automotive.
Entwicklungsbeschleunigung Die Zena-Plattform kann die Markteinführung von Automotive-KI-Chips um bis zu ein Jahr verkürzen.
Sicherheitszertifizierung ARM-Architekturen sind für den Automobil-Sicherheitsstandard ISO 26262 (bis ASIL D) zertifiziert.
Ökosystem Ein riesiges Netzwerk aus über 1.000 Partnern, darunter Softwareentwickler, Chiphersteller und Geräteproduzenten.
Cloud-Expansion Große Cloud-Anbieter wie AWS setzen mit ihren Graviton-Prozessoren auf ARM, um die Effizienz im Rechenzentrum zu steigern.

Wettbewerb und Risiken: Ein Spaziergang im Park?

Trotz der beeindruckenden Marktstellung ist die Zukunft für ARM kein Selbstläufer. Das Unternehmen sieht sich von mehreren Seiten mit Herausforderungen konfrontiert. Der größte Konkurrent im PC- und Servermarkt bleibt die etablierte x86-Architektur von Intel und AMD. Diese verfügen über ein extrem ausgereiftes Software-Ökosystem und eine jahrzehntelange Vormachtstellung, die nur schwer zu brechen ist.

Eine wachsende Bedrohung kommt zudem von RISC-V, einer quelloffenen und lizenzfreien Prozessorarchitektur. Das Open-Source-Modell von RISC-V ist besonders für Unternehmen attraktiv, die volle Kontrolle über ihre Chip-Designs wünschen und Lizenzgebühren vermeiden möchten. Während RISC-V in Bezug auf das Ökosystem und die Leistungsfähigkeit noch hinterherhinkt, gewinnt es vor allem in China und im Bereich der eingebetteten Systeme an Fahrt. ARM begegnet dem mit seinem "Flexible Access"-Programm, das Start-ups und kleineren Firmen einen einfacheren Zugang zu seiner Technologie ermöglicht.

Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Risiko liegt in der hohen Bewertung der Aktie. Stand Juni 2025 hat der Markt bereits enorme Wachstumserwartungen in den Kurs eingepreist. Sollte sich das Wachstum in den neuen Märkten wie KI oder Automotive verlangsamen oder sollte die Konkurrenz stärker als erwartet aufholen, könnte dies zu einer schmerzhaften Korrektur führen. Auch geopolitische Spannungen, insbesondere zwischen den USA und China, könnten das globale Lizenzgeschäft beeinträchtigen.

Ausblick und Fazit für Anleger (Stand Juni 2025)

ARM Holdings befindet sich in einer beneidenswerten Position. Das Unternehmen agiert als eine Art Mautstelle für die globale Halbleiterindustrie. Es profitiert von den Megatrends Digitalisierung, Vernetzung, KI und autonomes Fahren, ohne selbst die kapitalintensiven Risiken der Chip-Produktion tragen zu müssen. Die tiefe Verankerung im mobilen Sektor bietet eine stabile Basis, während die Expansion in die Bereiche Automotive und Rechenzentrum enorme Wachstumschancen verspricht.

Für langfristig orientierte Anleger ist ARM zweifellos ein Basisinvestment im Technologiesektor. Man investiert nicht in einen einzelnen Chiphersteller, sondern in das grundlegende Ökosystem, das die gesamte Branche antreibt. Die strategische Bedeutung des Unternehmens ist unbestreitbar.

Dennoch mahnt die hohe Bewertung zur Vorsicht. Der Erfolg ist bereits zu einem guten Teil im Aktienkurs reflektiert. Investoren müssen darauf vertrauen, dass ARM seine technologische Führungsposition verteidigen und die neuen Märkte wie geplant erobern kann. Die Geschichte hat gezeigt, dass ARM ein Meister der stillen, aber unaufhaltsamen Expansion ist. Das unsichtbare Herz der Tech-Welt schlägt kräftig und hat das Potenzial, auch in den kommenden Jahrzehnten den Takt der Innovation vorzugeben.

* Enthält bezahlte Werbelinks .

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