SoftBank: Masayoshi Sons Zukunftswette – Chance für Ihr Depot?

Kaum ein Investor polarisiert so wie Masayoshi Son. Nach legendären Erfolgen wie Alibaba und dem WeWork-Debakel wettet der SoftBank-Gründer nun alles auf eine Karte: die Dominanz in der Künstlichen Intelligenz. Analyse einer hochriskanten Wette auf die Zukunft.

Veröffentlicht am 02.07.2025

Wer ist Masayoshi Son und was ist die SoftBank?

Um die heutige SoftBank zu verstehen, muss man ihren Gründer verstehen. Masayoshi Son, 1957 in Japan geboren, gründete SoftBank 1981, ursprünglich als Distributor für PC-Software. Doch Son dachte schon immer größer. Sein erklärtes Ziel ist es, ein Unternehmen aufzubauen, das 300 Jahre überdauert und an vorderster Front der „Informationsrevolution“ steht. Dieser fast philosophische Antrieb erklärt seine Bereitschaft, gigantische Summen auf langfristige technologische Umbrüche zu setzen.

Seine erste legendäre Investition tätigte er im Jahr 2000, als er 20 Millionen US-Dollar in ein damals noch junges chinesisches E-Commerce-Unternehmen namens Alibaba investierte. Dieser Anteil war auf seinem Höhepunkt über 150 Milliarden US-Dollar wert und bildete das finanzielle Fundament für Sons spätere Ambitionen. Aus dem Telekommunikations- und Medienkonzern formte er schrittweise eine globale Beteiligungsholding, deren Tentakel in die vielversprechendsten, aber auch riskantesten Ecken der Tech-Welt reichen.

Der Vision Fund: Ein Ozean aus Kapital mit starken Strömungen

Das zentrale Vehikel für Sons Investmentstrategie ist der SoftBank Vision Fund. Der erste Fonds, 2017 mit fast 100 Milliarden US-Dollar aufgelegt, war ein Schock für die Risikokapitalbranche. Nie zuvor hatte ein einzelner Akteur so viel Kapital gebündelt, um es in Technologie-Start-ups zu pumpen. Die Strategie war aggressiv: SoftBank suchte sich führende Unternehmen in disruptiven Sektoren aus und stattete sie mit so viel Geld aus, dass sie ihre Konkurrenz erdrücken und den Markt dominieren sollten – ein als „Blitzscaling“ bekanntes Vorgehen.

Diese Strategie führte zu Beteiligungen an heute weltbekannten Namen wie Uber, Slack oder dem Chiphersteller Nvidia. Doch der schiere Kapitaldruck hatte auch eine dunkle Seite. Der berühmteste Fehlschlag war WeWork. SoftBank pumpte Milliarden in das Co-Working-Unternehmen, trieb dessen Bewertung in absurde Höhen und musste zusehen, wie das Kartenhaus kurz vor dem geplanten Börsengang in sich zusammenfiel. Der WeWork-Kollaps kostete SoftBank nicht nur Milliarden, sondern beschädigte auch massiv den Ruf von Masayoshi Son als unfehlbarem Investor. Es war eine schmerzhafte Lektion darüber, dass Kapital allein kein nachhaltiges Geschäftsmodell ersetzen kann. Seither agiert der nachfolgende Vision Fund 2 deutlich vorsichtiger und mit kleineren Ticketgrößen.

Die neue Strategie: Alles auf Künstliche Intelligenz und ARM

Nach den Lehren aus der Vergangenheit und angesichts des globalen KI-Hypes hat Masayoshi Son die Strategie der SoftBank radikal neu ausgerichtet. Statt breit gestreuter Wetten auf verschiedenste Tech-Modelle konzentriert sich der Konzern nun fast ausschließlich auf das Ökosystem der Künstlichen Intelligenz. Son will nicht nur in KI-Anwendungen investieren, sondern die grundlegende Infrastruktur für das KI-Zeitalter mitgestalten.

Das absolute Kronjuwel in diesem Plan ist ARM Holdings. SoftBank erwarb den britischen Chip-Designer 2016 und brachte ihn 2023 an die Börse, behielt aber eine dominante Mehrheitsbeteiligung. ARM entwickelt keine eigenen Chips, sondern lizenziert seine energieeffiziente Chip-Architektur an fast alle großen Technologieunternehmen der Welt, von Apple bis Samsung. Während ARM-Designs bereits heute in praktisch jedem Smartphone stecken, liegt das zukünftige Potenzial in Rechenzentren, im Automobilsektor und in IoT-Geräten – alles Bereiche, die von der KI-Revolution angetrieben werden. Für Son ist ARM nicht nur eine Beteiligung, sondern der Dreh- und Angelpunkt seiner gesamten Zukunftsstrategie.

Flankiert wird diese Wette durch massive Investitionspläne. Jüngste Berichte, datiert auf Anfang 2025, sprechen von einer Kooperation mit OpenAI und Oracle, um eine Hunderte Milliarden Dollar schwere KI-Infrastruktur in den USA aufzubauen. SoftBank transformiert sich von einem reinen Investor zu einem aktiven Architekten der KI-Zukunft.

Merkmal Information
Unternehmen SoftBank Group Corp.
Gründer & CEO Masayoshi Son
Gründung 1981
Hauptsitz Tokio, Japan
Investmentfokus Künstliche Intelligenz, Halbleiter, Robotik, Telekommunikation
Schlüsselbeteiligungen ARM Holdings, T-Mobile US, Alibaba Group, Deutsche Telekom
Investmentvehikel SoftBank Vision Fund 1 & 2
Marktkapitalisierung (geschätzt Mitte 2025) Ca. 80 - 90 Mrd. USD (stark schwankend)

Chancen für Anleger: Warum die Wette aufgehen könnte

Für mutige Investoren bietet die SoftBank-Aktie Argumente, die für ein erhebliches Aufwärtspotenzial sprechen. Die wichtigsten Chancen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Einzigartige Position im KI-Boom: Durch die massive Beteiligung an ARM sitzt SoftBank an einer der wichtigsten Schaltstellen der globalen Tech-Industrie. Nahezu jedes Unternehmen, das im KI-Wettlauf relevant sein will, kommt an ARM-Technologie kaum vorbei. Geht die KI-Wette auf, profitiert SoftBank überproportional.
  2. Visionäres Management: Trotz seiner Fehler hat Masayoshi Son mehrfach bewiesen, dass er technologische Wellen Jahre vor anderen erkennen kann. Seine frühe Investition in das Internet (Yahoo, Alibaba) und mobile Kommunikation zeugen davon. Viele Anleger wetten darauf, dass ihm dies mit der KI erneut gelingt.
  3. Potenzial durch Neubewertung: Die SoftBank-Aktie handelt historisch oft mit einem erheblichen Abschlag auf den inneren Wert ihrer Beteiligungen (Net Asset Value, NAV). Gelingt es Son, den Markt von der Tragfähigkeit seiner KI-Strategie zu überzeugen und die Profitabilität zu steigern, könnte sich dieser Abschlag verringern und zu deutlichen Kursgewinnen führen.
  4. Hohe Liquidität für Investitionen: Durch den strategischen Verkauf von Teilen der Alibaba-Beteiligung in den vergangenen Jahren hat SoftBank immense Cash-Reserven freigesetzt. Dieses Kapital steht nun bereit, um die KI-Offensive zu finanzieren und gezielt in neue Champions zu investieren.

Risiken im Depot: Die Kehrseite der Medaille

Wo enorme Chancen locken, lauern meist auch erhebliche Risiken. Anleger sollten sich der Nachteile und Gefahren eines SoftBank-Investments bewusst sein:

  1. Extreme Volatilität: Die Aktie reagiert extrem sensibel auf Nachrichten über ihre wichtigsten Beteiligungen und die allgemeine Stimmung an den Tech-Märkten. Die Bewertung von nicht-börsennotierten Start-ups im Vision Fund kann sich schnell ändern und zu massiven Schwankungen im Konzernergebnis führen.
  2. Hohe Verschuldung: SoftBank ist eine hoch verschuldete Holding. Dies macht das Unternehmen anfällig für Zinsänderungen. Steigende Zinsen verteuern die Refinanzierung und belasten die Bilanz, was den Spielraum für zukünftige Investitionen einschränken kann.
  3. Klumpenrisiko ARM: Die starke Fokussierung auf ARM ist Segen und Fluch zugleich. Sollte der Chiphersteller aus technologischen oder geopolitischen Gründen ins Straucheln geraten, würde dies die gesamte SoftBank-Gruppe hart treffen. Die Diversifikation hat im Vergleich zu früheren Jahren abgenommen.
  4. Das "Key-Man-Risk": Alles steht und fällt mit Masayoshi Son. Sein Führungsstil ist autokratisch und seine Entscheidungen oft impulsiv. Ein unglücklicher Entschluss oder die Frage seiner Nachfolge stellen ein erhebliches, schwer zu kalkulierendes Risiko dar.
  5. Geopolitische Spannungen: Als globales Unternehmen ist SoftBank den Spannungen zwischen den USA und China voll ausgesetzt. Regulatorische Eingriffe, Handelsbeschränkungen oder Investitionsverbote können das Portfolio direkt beeinträchtigen.

Fazit: Eine spekulative Reise in die Zukunft für mutige Anleger

Die SoftBank Group ist kein Investment für schwache Nerven. Sie ist keine Aktie für Anleger, die stabile Dividenden und eine vorhersehbare Geschäftsentwicklung suchen. Ein Investment in SoftBank ist eine hochkonzentrierte und fremdfinanzierte Wette auf die Zukunft der Künstlichen Intelligenz, orchestriert von einem der schillerndsten und riskantesten Strategen unserer Zeit.

Für wen eignet sich die Aktie also? Sie ist potenziell interessant für einen sehr spezifischen Anlegertyp: den langfristig orientierten, risikofreudigen Investor, der an die Vision von Masayoshi Son glaubt und bereit ist, extreme Kursschwankungen auszusitzen. Die Aktie sollte, wenn überhaupt, nur als spekulative Beimischung in einem breit diversifizierten Portfolio betrachtet werden.

Letztlich ist die Entscheidung für oder gegen SoftBank eine Frage des Glaubens. Glaubt man, dass Masayoshi Son nach dem WeWork-Debakel seine Lektionen gelernt hat und seine Wette auf die KI-Infrastruktur aufgehen wird? Wenn ja, könnte sich der Mut mit außergewöhnlichen Renditen auszahlen. Wenn nein, drohen schmerzhafte Verluste. SoftBank bleibt, was es immer war: eine der aufregendsten und gefährlichsten Geschichten an der Börse.

* Enthält bezahlte Werbelinks .

Haftungsausschluss: Bei allen Inhalten auf Börse.net handelt es sich ausdrücklich nicht um Anlageberatung. Ihre Risikodisposition kann von uns nicht eingeschätzt werden. Der Autor besitzt keines der genannten Wertpapiere. Keiner der Inhalte stellt ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Falls Sie sich doch zu einem Kauf oder Verkauf entscheiden, handeln Sie immer auf eigenes Risiko.

Teilen

Themen

Die wichtigsten Börsen-News in Ihr Postfach

Melden Sie sich an, um Zugang zu Premium-Inhalten zu erhalten, oder kontaktieren Sie uns, wenn Sie irgendwelche Fragen haben.

Jetzt abonnieren