Die Revolution? Robinhoods 24/7-Handelsmodell unter der Lupe
Das Kernversprechen von Robinhood ist der Bruch mit traditionellen Börsenzeiten. Während die Wall Street schläft und die Frankfurter Börse geschlossen hat, sollen deutsche Anleger weiterhin die Möglichkeit haben, auf Kursbewegungen von Apple, Tesla oder Nvidia zu reagieren. Dies wird nicht durch eine Verlängerung der offiziellen Handelszeiten erreicht, sondern durch einen technologischen Kniff: den Handel mit tokenisierten Aktien.
Anstatt echte Aktien zu kaufen, erwerben die Nutzer bei Robinhood digitale Token, die auf einer Blockchain ausgegeben werden. Jeder Token repräsentiert den Wert einer zugrunde liegenden Aktie oder eines ETFs. Dieses Modell bietet entscheidende Vorteile in puncto Flexibilität. Da die Blockchain-Technologie dezentral und rund um die Uhr operiert, ist der Handel nicht an die Öffnungszeiten einer bestimmten Börse gebunden. Transaktionen können an Wochenenden, Feiertagen und mitten in der Nacht abgewickelt werden. Für Anleger bedeutet dies eine nie dagewesene Möglichkeit, unmittelbar auf Nachrichten oder globale Ereignisse zu reagieren, die außerhalb der regulären Marktstunden stattfinden.
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Allerdings handelt es sich hierbei um ein Derivategeschäft. Der Nutzer wird nicht zum rechtlichen Eigentümer der Aktie, wie es beim klassischen Kauf über einen Depotanbieter der Fall ist. Dies hat weitreichende Konsequenzen, insbesondere bei Themen wie Stimmrechten auf Hauptversammlungen oder der direkten Auszahlung von Dividenden, auf die wir später noch eingehen werden.
Was können deutsche Anleger handeln – und was kostet es?
Zum Start konzentriert sich Robinhoods 24/7-Angebot auf eine Auswahl der beliebtesten US-Aktien und ETFs. Anleger können also auf die großen Namen aus dem S&P 500 und dem Nasdaq 100 zugreifen. Die genaue Liste der handelbaren Werte wird kontinuierlich erweitert, der Fokus liegt aber klar auf den hochliquiden US-Märkten, die bei internationalen Privatanlegern besonders gefragt sind.
Wie in den USA wirbt Robinhood auch in Europa mit einem provisionsfreien Handel. Das bedeutet, es fallen keine direkten Ordergebühren an. Doch "kostenlos" ist im Finanzsektor selten wirklich kostenlos. Die Einnahmen generiert die Plattform hauptsächlich über zwei Wege:
- Der Spread: Der Spread ist die Differenz zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis eines Wertpapiers. Robinhood kann durch die Gestaltung dieser Spreads eine Marge verdienen. Besonders im außerbörslichen Handel, wenn die Liquidität geringer ist, können diese Spreads breiter ausfallen als während der regulären Börsenzeiten.
- Blockchain-Gebühren: Da der Handel auf einer Blockchain stattfindet, können Netzwerk- oder Transaktionsgebühren (sogenannte "Gas Fees") anfallen, die an die Nutzer weitergegeben werden könnten. Die genaue Struktur dieser Gebühren ist noch nicht vollständig transparent.
Im Vergleich zu traditionellen Brokern, bei denen oft eine fixe Orderprovision oder ein prozentualer Anteil des Handelsvolumens fällig wird, kann das Modell von Robinhood für Kleinanleger mit hoher Handelsfrequenz dennoch attraktiv sein. Ein kritischer Kostenvergleich bleibt jedoch unerlässlich.
Das Lockangebot: Anteile an OpenAI und SpaceX geschenkt
Um den Markteintritt in Deutschland zu einem Erfolg zu machen, greift Robinhood tief in die Marketing-Trickkiste. Neue Nutzer sollen zur Kontoeröffnung oder nach dem ersten Trade kostenlose Anteile an zwei der begehrtesten, nicht-börsennotierten Unternehmen der Welt erhalten: OpenAI, dem Vorreiter im Bereich künstlicher Intelligenz, und SpaceX, dem Raumfahrtunternehmen von Elon Musk.
Da beide Firmen (Stand Juli 2025) nicht öffentlich gehandelt werden, handelt es sich auch hierbei um tokenisierte Anteile. Robinhood nutzt spezielle Fonds oder Vehikel, die in diese Pre-IPO-Unternehmen investiert sind, und gibt Bruchteile davon in Form von Token an seine Nutzer weiter. Dies ermöglicht Privatanlegern einen Zugang zu einer Anlageklasse, die sonst nur institutionellen Investoren oder vermögenden Privatkunden vorbehalten ist. Die psychologische Wirkung ist enorm: Wer wollte nicht schon immer ein Stück vom Kuchen der nächsten großen Tech-Revolution besitzen?
Anleger sollten sich jedoch der Bedingungen bewusst sein. Solche Geschenke sind oft an Mindesthaltedauern geknüpft und müssen in der Regel als geldwerter Vorteil in der Steuererklärung angegeben werden. Der Wert des Geschenks unterliegt somit der persönlichen Einkommenssteuer.
Die Kehrseite der Medaille: Risiken und Nachteile des neuen Modells
Die Innovation von Robinhood kommt mit einem Preisschild in Form von neuen und teilweise erhöhten Risiken. Wer das Angebot nutzen möchte, muss sich dieser Nachteile bewusst sein.
- Liquiditäts- und Volatilitätsrisiko: Außerhalb der regulären Börsenzeiten ist das Handelsvolumen deutlich geringer. Dies führt zu geringerer Liquidität, was wiederum breitere Spreads und eine höhere Volatilität zur Folge hat. Kurse können stärker und abrupter schwanken als im regulierten Handel. Eine Nachricht um 3 Uhr nachts kann zu extremen Kursausschlägen führen, bevor sich der Markt stabilisiert.
- Eigentumsrechte und Anlegerschutz: Als Inhaber eines Tokens sind Sie nicht der rechtliche Eigentümer der Aktie. Sie haben in der Regel kein Stimmrecht auf Hauptversammlungen. Die Dividendenzahlungen werden zwar meist weitergereicht, doch die Abwicklung hängt vom Anbieter des Tokens ab. Zudem greifen die klassischen Einlagensicherungsmechanismen für Bankguthaben hier nicht im selben Umfang. Die Sicherheit der Token hängt von der Verwahrung durch Robinhood und dessen Partner ab.
- "Attention-Induced Trading": Studien haben gezeigt, dass Robinhood-Nutzer tendenziell stärker auf mediale Aufmerksamkeit reagieren und oft in Aktien investieren, die gerade im Hype sind. Der 24/7-Handel könnte diesen Effekt verstärken und Anleger zu impulsiven, emotional getriebenen Entscheidungen verleiten, anstatt auf Basis einer fundierten Anlagestrategie zu handeln.
Steuerliche Fallstricke für deutsche Anleger
Ein entscheidender Punkt, der oft übersehen wird, ist die steuerliche Behandlung der Gewinne. Während Gewinne aus dem klassischen Aktienhandel in Deutschland der Abgeltungsteuer (25 % plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer) unterliegen, sieht die Sache beim Handel mit tokenisierten Derivaten anders aus. Nach aktueller Rechtsauffassung könnten Gewinne aus solchen Geschäften unter die Regelungen für sonstige private Veräußerungsgeschäfte fallen oder als Einkünfte aus Kapitalvermögen gelten, die mit dem persönlichen Einkommensteuersatz zu versteuern sind. Dieser kann je nach Einkommen bis zu 45 % betragen und liegt damit deutlich über der pauschalen Abgeltungsteuer.
Zudem ist unklar, ob Robinhood die Steuern automatisch für seine deutschen Kunden abführen wird, wie es bei inländischen Brokern üblich ist. Wahrscheinlicher ist, dass Anleger ihre Gewinne eigenständig in ihrer Steuererklärung angeben müssen. Dies erfordert eine sorgfältige Dokumentation aller Transaktionen und birgt das Risiko von Fehlern. Eine Beratung durch einen Steuerberater ist hier dringend zu empfehlen.
Praktische Schritte: So funktioniert der Einstieg bei Robinhood
Für Interessierte ist der Einstieg gewollt einfach gehalten. Der Prozess folgt dem Muster anderer Neobroker und ist auf eine schnelle, mobile Nutzererfahrung ausgelegt.
- App-Download und Registrierung: Die Robinhood-App wird für iOS und Android verfügbar sein. Die Registrierung erfordert die Eingabe persönlicher Daten.
- Identitätsprüfung (KYC): Gemäß den europäischen Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche (AML) und zur Kundenidentifizierung (KYC) müssen sich Nutzer verifizieren. Dies geschieht in der Regel über ein Video-Ident-Verfahren oder durch das Hochladen von Ausweisdokumenten.
- Einzahlung: Geld kann per Banküberweisung oder möglicherweise auch über andere Zahlungsdienste auf das Robinhood-Konto eingezahlt werden.
- Handel beginnen: Sobald das Konto kapitalisiert ist, kann der Handel mit den verfügbaren tokenisierten Aktien und ETFs beginnen.
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Fakten-Tabelle: Robinhood in Deutschland im Überblick
Merkmal | Beschreibung |
---|---|
Start in Deutschland | 1. Juli 2025 |
Handelsmodell | 24/7-Handel über tokenisierte Derivate auf der Blockchain |
Handelbare Werte | Ausgewählte US-Aktien und ETFs |
Gebührenstruktur | Provisionsfrei, Einnahmen durch Spreads und potenziell Blockchain-Gebühren |
Willkommensangebot | Tokenisierte Anteile an OpenAI und SpaceX (Bedingungen beachten) |
Hauptvorteile | Handel rund um die Uhr, Zugang zu Pre-IPO-Werten, einfache Bedienung |
Haupt-Risiken | Höhere Volatilität, breitere Spreads, unklare Regulierung, komplexere Besteuerung, keine echten Eigentumsrechte an Aktien |
Steuerliche Behandlung | Gewinne unterliegen potenziell dem persönlichen Einkommensteuersatz, nicht der Abgeltungsteuer |
Fazit: Eine neue Ära für Privatanleger oder ein riskantes Spiel?
Der Markteintritt von Robinhood in Deutschland ist mehr als nur der Start eines weiteren Neobrokers. Er ist ein Vorstoß in eine neue technologische und strukturelle Dimension des Handels. Die Möglichkeit, 24/7 zu handeln, ist zweifellos ein mächtiges Werkzeug, das erfahrenen und disziplinierten Anlegern neue strategische Optionen eröffnet. Auch der Zugang zu Anteilen an Unternehmen wie OpenAI und SpaceX ist ein verlockendes Angebot, das die Fantasie beflügelt.
Gleichzeitig darf die Komplexität und die damit verbundenen Risiken nicht unterschätzt werden. Der Handel mit tokenisierten Derivaten ist nicht dasselbe wie der Kauf einer Aktie. Die regulatorischen Grauzonen, die steuerlichen Fallstricke und die erhöhten Risiken im außerbörslichen Handel erfordern ein hohes Maß an Wissen und Vorsicht. Für uninformierte Anleger, die von der Aussicht auf schnelle Gewinne und Gamification angezogen werden, birgt das Modell erhebliche Gefahren.
Letztendlich wird der Erfolg von Robinhood in Deutschland davon abhängen, ob es der Plattform gelingt, das Vertrauen der Nutzer zu gewinnen und für Transparenz bei Kosten und Risiken zu sorgen. Für Anleger gilt: Das Angebot ist eine spannende Innovation, die man kennen sollte, aber kein risikofreier Weg zum Reichtum. Eine gründliche eigene Recherche und eine gesunde Portion Skepsis sind die besten Ratgeber.